// 26.06.2014

Hebammen übergeben Landkarte der Unterversorgung an Gesundheitsminister

Hebammenverband Saarland fordert verlässliche Datenerhebung bei Gesundheitsministerkonferenz, um den Bedarf an Hebammenhilfe im Saarland einschätzen und der Unterversorgung entgegenwirken zu können.


Andrea Dansoko, Vorsitzende des Saarländischen Hebammenverbandes, forderte von der Gesundheitsministerkonferenz eine valide Datenerhebung zur Lösung der Unterversorgung mit Hebammenhilfe.

Der Deutsche Hebammenverband und seine 16 Landesverbände haben auf einer Kundgebung mit über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern vor dem Hamburger Rathaus Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und Cornelia Prüfer-Storcks, Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, eine Landkarte der Unterversorgung mit Hebammenhilfe überreicht. Mehrere hundert Frauen in ganz Deutschland hatten zuvor in den letzten Monaten auf der Internetseite der Initiative des DHV „Meine Geburt: natürlich – sicher“ Regionen gemeldet, in denen sie keine Hebammen gefunden haben. Schwarz auf weiß zeigt diese Landkarte eine Entwicklung, die der DHV seit Jahren vorhersagt: Die Unterversorgung mit Hebammenhilfe ist kein Einzelfall und weitet sich aus. Um den Kollaps des bewährten Systems der Hebammenhilfe aufzuhalten, bedarf es umgehend einer politisch wegweisenden Entscheidung.

Vor dem Hintergrund der aktuellen regionalen Situation forderte der Saarländische Hebammenverband eine systematische Datenerhebung im Saarland. Vor allem im Nordsaarland und im Raum Blieskastel mahnen Hebammen an, immer wieder Frauen in Schwangerschaft, unter Geburt oder im Wochenbett nicht betreuen zu können. „Um dieser Unterversorgung wirksam entgegentreten zu können, brauchen wir zunächst eine verlässliche Datenlage“, so Andrea Dansoko, Vorsitzende des Saarländischen Hebammenverbands.

Der Deutsche Hebammenverband und seine Landesverbände haben die Gesundheitsministerinnen und -minister erneut aufgefordert, politische Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Probleme des Berufsstandes  langfristig zu lösen. In diesem Zusammenhang ist die Landkarte der Unterversorgung der Verweis auf eines der gravierendsten Probleme. In den vergangenen Jahren haben etwa 25 Prozent der Hebammen ihre freiberufliche Tätigkeit in der Geburtshilfe aufgegeben. Bereits heute findet nicht mehr jede Frau eine Hebamme: Konkret bedeutet dies, dass Beratung, Vorsorge, Geburtsbegleitung und Wochenbettbetreuungen durch eine Hebamme trotz des Wunsches der Schwangeren beziehungsweise der Mutter nicht stattfindet. Was zunächst als individuelles Problem erscheint, ist in Wahrheit eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung: Denn das Recht auf Wahlfreihit des Geburtsortes ist vom Gesetzgeber gewünscht. Dennoch ist die Unterversorgung mit Hebammenhilfe in Deutschland ein blinder Fleck, da die notwendigen Zahlen von Seiten der Politik nicht erhoben werden. Sie wären aber die Grundlage, den aktuellen Versorgungsstand sowie die Unterversorgung mit Hebammenhilfe festzustellen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Eine wirkliche Lösung für die Haftpflichtproblematik ist noch nicht in Sicht: Nach wie vor steht ab 2016 kein Versicherer mehr für freiberufliche Hebammen zur Verfügung. Auch der Sicherstellungszuschlag,  der die Haftpflichtkosten für Hebammen mit niedriger jährlicher Geburtenrate abfedern soll, hilft lediglich einem Teil der in der Geburtshilfe tätigen Hebammen.

Unterstützt wurde die Hamburger Kundgebung von der Elterninitiative Hebammenunterstützung, der Initiative für eine gerechte Geburtshilfe in Deutschland sowie vom kidsgo Verlag, der als besondere Aktion das Hamburger Rathaus mit der „längsten Nabelschnur Deutschlands“ mit Appellen von Eltern umwickelt.

Hier sehen Sie den Beitrag des NDR vom 26.06.2014.


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Der Saarländische Hebammenverband e.V. (SHV) hat rund 250 Mitglieder. Er vertritt die Interessen der Hebammen in ihren verschiedenen Tätigkeitsformen (Lernende und Lehrende, angestellte und freiberufliche Hebammen und Familienhebammen). Der Verband setz sich zudem auf Landesebene dafür ein, dass Frauen und ihre Kinder in Schwangerschaft, unter Geburt und im Wochenbett bis hin zum Ende des Betreuungszeitraums angemessene und qualitativ hochwertige medizinische und psychosoziale Betreuung erhalten. Der SHV ist einer der 16 Landesverbände des Deutschen Hebammenverbands e.V. (DHV).

Kontakt und weitere Informationen:

Andrea Dansoko
Vorsitzende Saarländischer Hebammenverband
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