// 29.02.2016

Haben die Frauen tatsächlich das Gebären verlernt?

Die Kaiserschnittrate im Saarland ist sehr hoch. Ein Ausschnitt des Aktuellen Berichts vom 24.02.2016 zu diesem Thema macht hierfür die Frauen selbst verantwortlich (Rauchen und Übergewicht in der Schwangerschaft), bewertet den Kaiserschnitt als kaum riskanter als eine normale Geburt und schlägt als Lösung vor, möglichst 2 Ärzte zu einer Geburt hinzuzuziehen (Assistenz – und Facharzt).

In der Tat ist es wichtig, dass das geburtshilfliche Team erfahren ist und angesichts der hohen Verantwortung nicht „sicherheitshalber“ voreilig einen Kaiserschnitt macht und damit sehr wohl für Mutter und Kind nachhaltige Folgen in Kauf nimmt.

Ein Blick über die Grenzen zeigt, dass wesentliche Faktoren zur Förderung der physiologischen (normalen) Geburt folgende sind:

  • Die Begleitung der Schwangerschaft von Beginn an durch eine Hebamme, weil diese primärpräventiv arbeitet, also normale Vorgänge fördert und Pathologien vorbeugt.
  • Die kontinuierliche Betreuung über Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett hinweg durch ein überschaubares, vertrautes Team.
  • Zeit, Ruhe und Geduld bei der Betreuung unter der Geburt, d.h. pro gebärende Frau eine Hebamme („1:1 Betreuung“, im Deutschland weitestgehend nur im Belegsystem sicherzustellen).

Für die Frauen bedeutet das, sich direkt zu Beginn der Schwangerschaft möglichst eine Beleghebamme zu suchen. Sie haben das Gebären nicht verlernt, sondern brauchen eine kompetente Begleitung, die sie in ihren Fähigkeiten wirksam stärkt.

Für die Hebammen bedeutet das: Wieder vermehrt freiberufliche Geburtshilfe anzubieten. Der Bedarf an Beleghebammen ist auch im Saarland jetzt schon deutlich unterdeckt. Immerhin ist der neue Vertrag mit den Krankenkassen -wenn auch nicht optimal – eine deutlich verbesserte Grundlage für diese Form der Hebammentätigkeit.

Für die Gesundheitspolitik bedeutet das: Die Bevölkerung über die Bedeutung der Hebammenhilfe für die gesunde Entwicklung von Mutter und Kind aufzuklären und die Versorgung mit Hebammenhilfe flächendeckend zu gewährleisten.

Hinsichtlich der erhöhten Kaiserschnittrate im Saarland dürfte die genaue Betrachtung der zum Kaiserschnitt führenden Indikationen und Begleitumstände einiges erklären. Auch damit wird sich voraussichtlich noch in diesem Jahr eine multiprofessionelle Initiative zur Förderung der physiologischen Geburt im Saarland befassen.

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